Apollo-Sojus-Test-Projekt (ASTP)
Das Apollo-Sojus-Test-Projekt (ASTP) war die erste US-amerikanisch-sowjetische Kooperation in der Weltraumfahrt. Ein Apollo- und ein Sojus-Raumschiff koppelten am 17. Juli 1975 in der Erdumlaufbahn aneinander an, so daß die Raumfahrer von einem Raumschiff ins andere umsteigen konnten. Die Mission stellte eine Besonderheit in die bis dahin streng getrennten Weltraumprogramme der Supermächte USA und UdSSR dar. Das sowjetische Raumschiff Sojus 19 wurde am 15. Juli 1975 mit einer Sojus-U-Rakete vom Kosmodrom Baikonur gestartet. Es war der erste sowjetische Raketenstart, der international live im Fernsehen übertragen wurde. An Bord von Sojus 19 waren Alexei Leonow, der mit Woschod 2 bereits Weltraumerfahrung hatte und dabei den ersten Außenbordeinsatz unternommen hatte, und Waleri Kubassow, der mit Sojus 6 im All gewesen war. Das amerikanische Apollo-Raumschiff hatte keine offizielle Nummer. Da die letzte Apollo-Mission zum Mond Apollo 17 war, wurde fälschlicherweise oft die Bezeichnung Apollo 18 verwendet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Apollo-Missionen hatte das Raumschiff zwar eine Seriennummer (CSM-111), aber kein eigenes Rufzeichen. Ursprünglich war dieses Raumschiff für Apollo 15 vorgesehen. Nachdem aber das Mondlandeprogramm gekürzt wurde, startete Apollo 15 im Juli 1971 mit einem erweiterten Raumschiff CSM-112. Das Exemplar CSM-111 wurde zurückgestellt, bis sich mit dem Apollo-Sojus-Flug eine Mission fand, die dafür geeignet war. Als Rakete diente eine Saturn 1B. Die Saturn 1B mit der Apollo Kapsel startete genau siebeneinhalb Stunden nach Sojus 19 von Cape Canaveral. An Bord der Apollo Kapsel waren Thomas Stafford, Vance Brand und Deke Slayton. Da das amerikanische und das sowjetische Kopplungssystem nicht zueinander passten und zudem die Raumschiffe unterschiedliche Atmosphären an Bord hatten (Luftdruck und Atemgemisch), konnten Apollo und Sojus nicht direkt koppeln. Für diesen Einsatz wurde daher ein Universal-Kopplungssystem entwickelt. Die Zentrierung beim Andocken wurde nicht mehr durch einen Andockdorn auf der aktiven und einen dazu passenden Trichter auf der passiven Seite, sondern durch je drei schrägstehende Metallplatten, die zwischen die des Gegenstücks griffen, gewährleistet. Während dieser Universalkopplungsstutzen bei Sojus direkt einbaubar war, war die Modifizierung der Apollo-Kommandoeinheit deutlich aufwändiger. Um die Kommandoeinheit beim letzten geplanten Einsatz nicht völlig umkonstruieren zu müssen, ließ die NASA einen Kopplungsadapter mit dem bisherigen Mondfähren-Kopplungsstutzen auf einer und dem Universalkopplungsstutzen auf der anderen Seite entwickeln. Dieser Adapter fungierte gleichzeitig als Luftschleuse für den Übergang von einer Kabinenatmosphäre auf die andere. Während des Starts war dieser in der Oberstufe der Saturn IB-Rakete verstaut. In der Erdumlaufbahn zog die Apollo dann den Adapter wie die Mondfähre bei den vorangegangenen Mondmissionen aus der Verkleidung. Der Adapter befand sich damit an der Spitze der Apollo-Kommandokapsel. Am 17. Juli 1975 erfolgte der erste Sichtkontakt. Bei der ersten Kopplung übernahm Apollo die aktive Rolle. Nach der Kopplung wechselten die Raumfahrer mehrmals in das jeweils andere Raumschiff. Dabei blieb jedes Raumschiff zu jeder Zeit mit mindestens einem Raumfahrer besetzt. Nach 44 Stunden gemeinsamen Fluges trennten sich Apollo und Sojus für eine halbe Stunde. Beim zweiten Docking war Sojus das aktive Raumschiff. Die Raumfahrer stiegen dabei aber nicht mehr in das andere Raumschiff um. Drei Stunden später entkoppelten sich die beiden Raumfahrzeuge endgültig. Sojus 19 verließ die Erdumlaufbahn und landete am 21. Juli 1975 in der Wüste von Kasachstan. Die Landung wurde erstmals im Fernsehen übertragen. Die Apollo-Landekapsel wasserte am 24. Juli 1975 im Pazifischen Ozean.
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