Gemini-Programm
Das Gemini-Programm war nach dem Mercury-Programm das zweite bemannte Raumfahrtprogramm der Vereinigten Staaten. Ziel des Gemini-Programms war das Entwickeln von Verfahrensweisen und Technologien für das Apollo-Programm. In seinem Rahmen fanden 1965 und 1966 zehn bemannte Raumflüge statt, bei denen Astronauten unter anderem die ersten amerikanischen Weltraumausstiege durchführten. Gemini wurde aus der Not geboren, wobei es der NASA möglich war, hieraus eine Tugend zu machen. Nach Einstellung der Mercury-Flüge würde, das war relativ früh klar, eine zeitliche Lücke von drei oder gar vier Jahren bis zum Beginn der Apollo-Missionen klaffen – wertvolle Jahre, die man dringend benötigte, um die erforderlichen Technologien, z.B. Kopplungsmechanismen, Lebenserhaltungssystem, EVA-Anzüge etc., zu erproben. Aus diesem Grund war ursprünglich geplant, das bestehende Mercury-System zu einem zwei Mann fassenden Raumschiff, genannt Mercury Mark II, zu erweitern. Der Vorteil hätte darin gelegen, durch Rückgriff auf vorhandene Technik Entwicklungskosten zu sparen und die Zeit bis zum Beginn des bemannten Apollo-Flugprogramms sinnvoll überbrücken zu können. Die wesentlichen Veränderungen hätten im Einbau eines zweiten Sitzes, der Montage einer leistungsfähigen Manövriereinheit und dem Einsatz einer bereits existierenden Oberstufe als Docking-Attrappe bestanden. Zur Vereinfachung der Handhabung plante man außerdem an einer modularisierten Inneneinrichtung, die einen Austausch oder das Hinzufügen von Komponenten vereinfacht und Mercury Mark II zu einer leistungsfähigen Plattform für bemannte Raumflüge gemacht hätte. Die Landekapsel des Gemini-Raumschiffs war 5,8 Meter lang und hatte einen Durchmesser von drei Metern. Die Luken konnten während des Aufenthalts im Weltraum geöffnet und geschlossen werden, so dass Aktivitäten außerhalb des Raumschiffs möglich waren. Ein spezielles Kopplungsmodul war für die Andockmanöver vorgesehen. Die Masse der Landekapsel betrug ca. 3.800 kg. Erstmals wurde bei einem Raumschiff eine Polymerelektrolytbrennstoffzelle als primäre Energieversorgung eingesetzt. Nicht wiederaufladbare Batterien waren nur für den Wiedereintritt und für Notfälle vorgesehen. Erstmals wurde auch ein Bordcomputer, der Gemini Digital Computer, zur Unterstützung der Besatzung bei Berechnungen eingesetzt. Der Computer aus 5 Platinen mit 510 Modulen hatte einen Speicher von nur 4086 Befehlsworten von jeweils 39 Bit Länge. Da sich dieser als zu klein entpuppte wurde er ab Gemini 8 durch ein Magnetbandlaufwerk ergänzt, welches die Speicherkapazität versiebenfachte. Gemini steht im Lateinischen für das Sternbild Zwillinge, womit der Name auf das zweisitzige Raumschiff und die Rendezvous-Manöver Bezug nimmt. Außerdem sind die mythologischen Zwillinge Castor und Pollux die Götter der Reisenden. Offiziell erhielt das Programm seinen Namen am 3. Januar 1962, nachdem im Dezember 1961 um Vorschläge gebeten worden war. Der Name Gemini wurde von zwei Personen vorgeschlagen. Wie die Mercury-Redstone- und Mercury-Atlas-Raketen vor ihnen wurden auch die Gemini-Titan-Raketen von der NASA über die United States Air Force geordert und waren eigentlich Raketen für militärische Einsätze. Die Air Force war für den Startkomplex 19 auf der Cape Canaveral Air Force Station verantwortlich und bereitete alle Gemini-Starts vor und führte sie aus. Daher trugen die erste und zweite Stufe auch Seriennummern der US-Air Force. Sie waren auf jeweils gegenüberliegenden Seiten am unteren Ende der Stufe angebracht. Da die Raketen im Jahr 1962 bestellt worden waren, sollte eine Seriennummer eigentlich der Vorlage 62-12XXX folgen. Auf den Stufen der Titan II war aber nur 12XXX vermerkt. Zur Unterstützung der bereits ausgebildeten Mercury-Astronauten entschloss sich die NASA am 18. April 1962, fünf bis zehn neue Astronauten zu rekrutieren, worauf 253 Bewerbungen eingingen. Am 17. September 1962 wurde die Gruppe 2, bestehend aus neun Astronauten, der Öffentlichkeit vorgestellt. Dies waren Neil Armstrong, Frank Borman, Charles Conrad, James Lovell, James McDivitt, Elliott See, Thomas Stafford, Edward White und John Young. Die Auswahl der dritten Astronautengruppe begann am 5. Juni 1963 mit einer weiteren Ausschreibung. Die NASA stellte die 14 erfolgreichen Bewerber am 18. Oktober 1963 vor: Edwin Aldrin, William Anders, Charles Bassett, Alan Bean, Eugene Cernan, Roger Chaffee, Michael Collins, Walter Cunningham, Donn Eisele, Theodore Freeman, Richard Gordon, Russell L. Schweickart, David Scott und Clifton Williams. Damit stieg die Zahl der aktiven Astronauten für die Programme Gemini und Apollo auf 27, da die Mercury-Astronauten Glenn, Carpenter und Slayton aus verschiedenen Gründen für das Gemini-Programm nicht zur Verfügung standen. Theodore Freeman starb am 31. Oktober 1964 bei einem Flugzeugunglück. Elliot See und Charles Bassett, die als Besatzung für Gemini 9 vorgesehen waren, kamen am 28. Februar 1966 ebenfalls bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee starben am 27. Januar 1967 bei der Apollo-1-Katastrophe, Clifton Williams verunglückte am 5. Oktober 1967.
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